25.07.2022

Einsatz am Wasser

In Seenot geratene Menschen retten, Schiffe kontrollieren oder Umwelt- und Bootskriminalität bekämpfen. „GÖD aktuell“ war mit den ExekutivbeamtInnen der Polizeiinspektion Handelskai auf der Donau unterwegs.

von Mag. Laura Ari
Wenn die Wasserpolizei kommt, freuen sich die Menschen. Auch wenn wir Kontrollen durchführen, sind die Reaktionen nicht mit jenen auf der Straße zu vergleichen. Am Wasser, am Boot, sind wir alle Teil einer Community“, darin sind sich die Beamten – vom Dienststellenleiter bis zum eingeteilten Einsatzbeamten – an der Polizeiinspektion Handelskai-Wasserpolizei einig. „Bei uns, der Wasserpolizei, ist alles auf Kooperation aufgebaut. Menschen zu retten und Hilfe zu leisten, ist eigentlich nicht die ureigenste Aufgabe der Polizei, aber am Wasser sind wir oftmals die Ersten, die zu den in Seenot Geratenen gelangen“, sagt Dienststellenleiter Chefinspektor Erich Kraus und führt aus: „Hinsichtlich Lebensrettung arbeiten wir sehr gut mit der Berufsfeuerwehr und der Wasserrettung, die als Verein organisiert ist, zusammen.“ Hervorzuheben ist auch die Kooperation mit anderen Dienststellen, der Cobra oder dem Bundeskriminalamt. Die Cobra kommt bei Such-, Berge- oder Rettungseinsätzen mit speziellen Tauchern zum Einsatz, oftmals unterstützt von Wasserspürhunden der Diensthundeabteilung. Mit dem Bundeskriminalamt wird hinsichtlich internationaler Ermittlungen von Bootskriminalität zusammengearbeitet. „Wir unterstützen uns alle gegenseitig und arbeiten auf Augenhöhe mit einem gemeinsamen Ziel vor Augen zusammen. Diese Kooperationen sind das Besondere an dieser Dienststelle und sie wirken sich sehr positiv auf den beruflichen Alltag und die Ergebnisse aus“, hält Chefinspektor Kraus fest, der seit 2005 die Dienststelle PI Handelskai leitet und seit 1992 bei der Wasserpolizei (damals „Donaudienst“) tätig ist. Der erfahrene Kapitän teilt wie seine KollegInnen die Liebe zum Wasser – wenn möglich, ist er täglich auf dem Boot.

„Die gute Zusammenarbeit mit den KollegInnen der Wasserpolizei und anderer Organisationen ist sehr bereichernd.“

Dienststellenleiter Chefinspektor Erich Kraus

Vielfältige Aufgaben
Die zentralen Aufgaben der Wasserpolizei sind die Gefahrenerforschung und Hilfeleistung zu Wasser. Dazu zählen Lebensrettungen und Bergung aus (See-)Notsituationen, insbesondere bei widrigen Wetter- und Wasserverhältnissen. Ein weiterer umfangreicher Bereich ist die Bekämpfung der Umweltkriminalität. Die Gewässerverunreinigungen stellen nicht nur für Fauna und Flora, sondern auch für die BürgerInnen eine Gefahr dar, da die Trinkwasserversorgung der Stadt Wien nicht nur über die Hochquellwasserleitungen, sondern auch durch Grundwasserwerke entlang der Donau sichergestellt werden muss. Dazu kommen noch Aufgaben wie die Erhebung bei Schiffs- und Bootsunglücken, die Nachforschung bei Straftaten und die Kontrolle von Befähigungsausweisen und Schiffspapieren, Sicherungsmaßnahmen bei Beeinträchtigung durch Alkohol, psychotropische Substanzen und bei Übermüdung. Zusätzlich führt die Wasserpolizei grenzpolizeiliche Maßnahmen wie Kontrollen der Schifffahrt, Boote, Schiffsführer, Passagiere sowie Ausrüstungsgegenstände, Überwachungstätigkeiten und Fahndungen durch – und setzt so Maßnahmen zur Verhinderung und Bekämpfung von grenzüberschreitenden Delikten. „Nachdem zu diesen Aufgaben sich noch sämtliche Agenden der ‚normalen‘ Polizei gesellen, ergibt sich bei der Wasserpolizei ein Aufgabenspektrum, wie es selten in einer Abteilung zu finden ist“, sagt Inspektor Mateusz Pfabl, Polizeischiffsführer an der PI Handelskai.

Den PolizeibeamtInnen macht ihr Job Freude, den jungen wie den erfahrenen Kollegen. Eduard Hauke, Kontrollinspektor und PI-Kommandant-Stellvertre-ter, wollte ursprünglich nur zu einer Dienststelle in den 2. Bezirk wechseln, doch nachdem er am Wasser tätig war, war der Weg zurück „auf die Straße“ Geschichte. Seit 1988 ist er nun schon bei der Wasserpolizei. „Den jungen Kollegen macht es meist noch weniger aus, bei Amtshandlungen angeflegelt zu werden, aber über Jahre hinweg wirkt sich die Negativität, die einem entgegengebracht wird, doch aus. Hier bei der Wasserpolizei wird der Polizist noch als Freund und nicht als Feind angesehen.“ Das gute interne Betriebsklima wirkt sich positiv auf die Arbeitsmotivation aus – so wie das Einsatzgebiet am Wasser. Täglich sind die BeamtInnen mit den Booten unterwegs.

Die PI Handelskai-Wasserpolizei befindet sich direkt an der Anlegestelle am Praterkai. „Die Situation lässt sich mit jener an einem internationalen Flughafen vergleichen“, erklärt Oberstleutnant Thomas Losko, geschäftsführender Leiter der Landesverkehrsabteilung Wien, und führt weiter aus: „Vor der Pandemie gingen 500.000 bis 600.000 Passagiere pro Jahr in Wien an Land. Durch Corona kam es zu einem Einbruch der Personenschifffahrt, aktuell sind wir bereits wieder bei 40 Prozent der Gäste angelangt.“ Die Güterschifffahrt hingegen wurde in der Pandemie fortgesetzt. Die Art der Kontrolle hängt vom Schengener Übereinkommen ab. „Wenn es in Kraft tritt, werden die Schiffe beziehungsweise die Personen stichprobenartig mittels Kontrollraster in einem bestimmten Rhythmus kontrolliert. Wenn nicht, dann wird jedes Schiff und jede Person kontrolliert“, so Chefinspektor Kraus über den Einsatz seiner Mannschaft. Insgesamt sind 46 Polizeibeamte, davon fünf Frauen, an der PI Handelskai tätig.

Die Flotte
„Der Wiener Wasserpolizei stehen für die nautische Aufgabenwahrnehmung derzeit zehn Polizeiboote zur Verfügung. Der PI Handelskai, die der Stützpunkt der Wasserpolizei an der Donau ist, die Patrouillenboote ‚Wien‘ und ‚Wenia‘, ein Busterboot (Aluminiumboot) sowie ein Anhänger mit Schlauchboot. Am Hafen Freudenau das Kabinenboot ‚ Freudenau‘ und ein Busterboot, am Donaukanal die Motorzille ‚Urania‘, an der Neuen Donau die Motorzille ‚VCBC‘ und an der Alten Donau die Motorzille ‚PSV‘“, zählt Dienststellenleiter Kraus auf. Die „Wenia“ ist das neueste Modell. Das zehn Meter lange Boot, das aufgrund ausgefeilter Technik ganzjährig auch bei Hochwasser und Eistreiben einsetzbar ist, wurde erst am 3. Mai 2022 getauft. Die „Wenia“ ist eines von drei Booten, die alle von der ÖSWAG Werft Linz gebaut wurden. Die anderen beiden sind in Niederösterreich und Oberösterreich stationiert. Österreichweit verfügt die Polizei über insgesamt 44 Boote. Die Wasserpolizei Wien unterstützt auch bundesweit die KollegInnen der anderen Wasserpolizeidienststellen (unterteilt in Donau- und Seedienststellen). Doch nicht nur auf nationaler, sondern auch auf internationaler Ebene wird kooperiert: mit der Donaukommission, einer inter nationalen Organisation, deren Mitglieder Bulgarien, Deutschland, Kroatien, Moldau, Österreich, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakei, Ukraine und Ungarn sind.

Struktur und Synergien
„Dass es gelungen ist, seit 2019 die Bezeichnung Wasserpolizei zu tragen, freut mich besonders. Durch die Eingliederung der PI Handelskai bzw. des nautischen Bereichs in die Landesverkehrsabteilung Wien wurde unter anderem eine österreichweit gleiche Organisationsstruktur ermöglicht“, sagt Dienststellenleiter Erich Kraus. „Wasserpolizei“ sei auch die logischste Bezeichnung und international am stimmigsten – so lautet das englische Pendant „Waterpolice“. Oberstleutnant Losko von der Landesverkehrsabteilung (LVA) Wien analysiert: „Die Eingliederung der Wasserpolizei in die LVA stellt einen beidseitigen Gewinn dar. Durch die Zusammenführung konnten einerseits die Spezialisierungen der  Wasserpolizei hervorgehoben werden, andererseits gewann die LVA die internationale Anknüpfung und konnte dadurch ihr Überwachungsterritorium erweitern.“ „Vor 2019 hatten wir die üblichen Polizeiinspektions-Standards, jetzt jene einer fachspezifischen bundesweiten Sonderstellung. Das zeigt sich sowohl auf personeller Ebene als auch in Sachen Ausstattung“, sagt Chefinspektor Kraus. Warum es zur Eingliederung kam? „Im Zuge der Polizeireform wurde die Organisation optimiert – die PI Handelskai wurde zur zentralen Vertretung für alle nautischen Dienststellen und damit zu einer Sonderabteilung umstrukturiert“, antwortet Chefinspektor Kraus. Oberstleutnant Losko, seit 2022 geschäftsführender Leiter und davor stellvertretender Leiter der Landesverkehrsabteilung Wien, war in das Eingliederungsprojekt involviert und ist derzeit für die strategische Weiterentwicklung der Wasserpolizei verantwortlich. Die Schwerpunkte liegen auf neuer bzw. verbesserter Ausrüstung, Personalentwicklung und einer geplanten neuen Dienststelle. Losko dazu: „Die Wasserpolizei stellt einen wesentlichen Bestandteil und eine sinnvolle Erweiterung des Betätigungsfeldes der Landesverkehrsabteilung dar. Darüber hinaus bestehen Synergieeffekte in Bezug auf Ausbildung und Aufgabenstellungen, sodass eine gemeinsame Aus- und Fortbildung und gemeinsame Dienstversehung möglich ist.“

Die gesamte Reportage finden Sie in unserem Online-Magazin von Juni 2022.