Erfolge feiern, Zukunft gestalten
Seit sechs Jahrzehnten setzen sich die GÖD-Frauen für mehr Gleichstellung im Öffentlichen Dienst ein. Das Jubiläum lädt ein, auf erfolgreiche Errungenschaften zurückzuschauen und aktuelle Ziele in den Fokus zu nehmen.
Dieser Beitrag stammt aus dem GÖD-Magazin 7/2025, von Mag.a Ursula Hafner, GÖD-Vors.-Stv. und Bereichsleiterin GÖD-Frauen
Gleichstellung bedeutet für mich, dass unterschiedliche Lebensumstände und Bedürfnisse anerkannt und Bedingungen so angepasst werden, dass tatsächliche Chancengleichheit selbstverständlich ist. Gleichstellung muss durch gezielte gesellschaftliche, politische oder betriebliche Maßnahmen und Förderungen aktiv umgesetzt werden. Dabei geht es nicht nur um rechtliche Gleichstellung, sondern um die tatsächliche Chancengleichheit im Alltag. Jede und jeder soll frei entscheiden können, welchen Weg sie oder er einschlägt – ohne durch traditionelle Rollenmuster, Vorurteile oder strukturelle Hindernisse eingeschränkt zu sein.
Blick in das Geschichtsbuch
Am 14. Oktober 2025 feierten wir GÖD-Frauen unser 60-jähriges Jubiläum im Rahmen einer Festsitzung des erweiterten GÖD Bundesfrauenausschusses. Meine Vorgängerinnen Hedwig Unger, Renate Papsch, Christine Gubitzer und Monika Gabriel haben als GÖD-Frauenvorsitzende durch ihren unermüdlichen Einsatz bereits viel erreicht. Es ist eine große Freude für mich, ihre Arbeit fortsetzen zu dürfen. In den Tätigkeitsberichten 1946/1947 des ÖGB findet sich eine erstmalige Erwähnung des Frauenreferats bzw. der Frauenabteilung in der GÖD. 1952 stellte der ÖGB-Bericht allerdings fest, dass es Frauenkomitees nur in der Bundessektion Mittelschullehrer und in den Landesvorständen von Oberösterreich und Vorarlberg gab. Im Jahr 1953 wurde schließlich vermerkt, dass keine eigenen Komitees mehr bestanden.
Offizielle Gründung durch „zwingende Notwendigkeit“
Erst 1965 schlug die eigentliche Geburtsstunde des Frauenreferats in der GÖD: Beim 5. Gewerkschaftstag im Oktober 1965 wurde beschlossen, ein Frauenreferat einzurichten und zwei Frauenreferentinnen zu bestimmen. Die Einrichtung erfolgte als „eher eine Art zwingende Notwendigkeit“, da zu diesem Zeitpunkt die Mehrheit der Fachgewerkschaften eine Frauenstruktur besaß. Ein Jahr später konstituierte sich der GÖD-Frauenausschuss. Dieser hielt Sitzungen ab und legte dem Gewerkschaftstag 1969 Anträge vor. Dennoch schien das Referat in der GÖD-Geschäftsordnung nicht auf. Beim GÖD-Gewerkschaftstag 1997 stellte das Frauenreferat unter der Vorsitzführung von Christine Gubitzer einen Antrag auf seine Verankerung in der Geschäftsordnung und Zuerkennung des Status eines Organs der GÖD. Entgegen der Empfehlung der Antragsprüfungskommission wurde über den Antrag abgestimmt und er wurde mit überwiegender Mehrheit angenommen. Es erfolgte jedoch keine Umsetzung. Am 14. Gewerkschaftstag 2001 wurde die Umsetzung der 1997 beschlossenen Festschreibung gefordert. Dieser Antrag wurde dem Vorstand zugewiesen – und erneut nicht umgesetzt. Zum ersten Mal findet sich im Jahr 2007 im § 3 der GÖD-Geschäftsordnung ‚Organe der Gewerkschaft‘ der Bereich Frauen.
Mehr Frauen in die Gremien
Seit dem Bundeskongress 2021 enthält unsere Geschäftsordnung im § 3 auch das klare Bekenntnis zu dem Ziel, den Frauenanteil in den Gremien der GÖD zu erhöhen. Dies wurde auf Antrag meiner Vorgängerin Monika Gabriel erreicht. Der Frauenanteil in der GÖD insgesamt beträgt derzeit 57,03 Prozent und steigt jährlich kontinuierlich weiter. In der Geschäftsordnung heißt es dazu:
„(4) Da in allen Gremien, die auch Frauen zu vertreten haben, weibliche Mitglieder entsprechend in Führungsfunktionen einzusetzen sind, ist bereits bei Erstellung der Wahlvorschläge auf eine angemessene Vertretung der Arbeitnehmerinnen
(Frauenanteil an den vertretenen Mitgliedern) Bedacht zu nehmen, um den Frauenanteil in allen Organen deutlich zu erhöhen. Funktionärinnen und die weiblichen Angestellten der Gewerkschaft führen ihre Titel (Funktions- und Verwendungsbezeichnungen), soweit dies sprachlich und sachlich möglich ist, in der weiblichen Form.“
Dem GÖD-Bundesfrauenausschuss, unserem höchsten Frauengremium, gehören alle GÖD-Landesfrauenvorsitzenden und ihre Stellvertreterinnen an. Ebenso sind Kolleginnen mit hohen Funktionen in GÖD-Präsidium und Vorstand, den Landesvorständen und den Bundesvertretungen kraft Funktion vertreten. Darüber hinaus wurde darauf Bedacht genommen, möglichst von allen Bundesvertretungen – und somit Berufsgruppen – eine Vertreterin der Frauen in den GÖD-Bundesfrauenausschuss zu nominieren. Auf die derzeitige Fraktionsstärke innerhalb der GÖD und die Mitgliederdichte der Bundesvertretungen wurde genauso Rücksicht genommen wie auf die Tatsache, dass alle Frauen eine Gewerkschafts- oder / und PV-Funktion innehaben.
Frauen in gewerkschaftlicher Führung vertreten Frauen im Bundesdienst
Der Gesamtfrauenanteil im Bundesdienst ist seit 2006 von 38,7 Prozent auf 44,6 Prozent (2024) angestiegen. Der Anteil von Frauen in Führungspositionen ist prozentual seit 2006 noch deutlich stärker angewachsen: von 27,7 Prozent auf 39,5 Prozent (2024). Dieser Anstieg von 11,8 Prozentpunkten ist doppelt so hoch wie jener des Frauenanteils im gesamten Bundesdienst (plus 5,9 Prozentpunkte). Gemessen am gesamten Frauenanteil im Bundesdienst (44,6 Prozent) besteht bei den höchsten besoldungsrechtlichen Einstufungen gesamt (39,5 Prozent) trotzdem noch ein Nachholbedarf. Als amtierende Vorsitzende der GÖD-Frauen sehe ich es als eines meiner großen Ziele, meine Kolleginnen zu motivieren und zu unterstützen, Führungspositionen aktiv anzustreben.
Wünsche in Wirklichkeit umsetzen
Für die Zukunft im Öffentlichen Dienst wünsche ich mir, dass Gleichstellung selbstverständlich ist, dass Partnerschaftlichkeit auf Augenhöhe gelebt wird, Ausgewogenheit bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf herrscht und auch Frauenförderpläne dadurch nicht mehr notwendig sind. Dazu gehört auch ein respektvoller Umgang miteinander, gezielte Förderungen und transparente Strukturen, die Diskriminierung und Benachteiligung verhindern. Gleichstellung ist keine reine Frauenfrage, sondern ein gesellschaftlicher Auftrag, der alle betrifft. Indem wir alte Muster durchbrechen und neue Wege ermöglichen, profitieren nicht nur Einzelne, sondern die ganze Gesellschaft. In diesem Sinne freue ich mich auf die nächsten 60 Jahre GÖD Frauen – stark. weiblich. unermüdlich.