25.05.2023

Gutgläubige werden böse ausgetrickst

Durch Fälschen, Täuschen und Betrügen gelingt es Kriminellen, ihre Opfer zu unüberlegten Handlungen zu verleiten. Tatsächlich aber könnten Straftaten durch den Einsatz von gesundem Menschenverstand verhindert werden.

von Mag.a Andrea Burchhart
aus dem GÖD-Magazin 3/23

Bei einer Tasse Tee in ihrem Büro beginnt Rudi seine E-Mails zu bearbeiten, das Telefon klin-gelt ununterbrochen. Abgelenkt öffnet er eine Nachricht, die auf den ersten Blick von FinanzOnline zu stammen scheint. Darin wird er aufgefordert, seine Daten rasch zu bestätigen, da sonst die fällige Steuerrückerstattung nicht überwiesen werden kann. In der morgendlichen Hektik klickt er auf den Link und gibt die geforderten Daten ein. Erst nach dem Absenden und genauerem Betrachten der E-Mail wird ihm klar, dass diese nicht von FinanzOnline stammen kann. Rudi ist Opfer einer Phishing-Attacke geworden. „Hallo Mama, mein Handy ist kaputt. Das ist  meine neue Handynummer, die kannst du dir einspeichern. Bist du zuhause?“ – Als Eva diese Nachricht erhält, ahnt sie noch nichts Böses. Ein Anruf beim Lebensgefährten ihrer Tochter bewahrt sie schließlich davor, wie unzählige Österreicherinnen und Österreicher in den letzten Monaten, in die Falle zu tappen und in der Folge Geld für das vermeintlich in Not geratene Kind zu überweisen.

„Jeder, egal wie alt, egal wie gebildet, egal was, kann Opfer eines Trickbetrugs werden“, sagt Thomas Schneeweiss, stellvertretender Assistenzbereichsleiter Kriminalprävention im Landeskriminalamt Niederösterreich. Die Gestaltung der gefälschten Nachrichten, E-Mails und Webseiten wird immer professioneller, offensichtliche Merkmale wie Tippfehler oder schlechtes Deutsch verschwinden zusehends. Viele sind nicht mehr auf den ersten Blick als Fälschung zu erkennen. Die Eindämmung von Phishing erfordert daher die Schulung und Sensibilisierung der Nutzerinnen und Nutzer, um Warnsignale zu erkennen, sowie robuste Cybersicherheitssysteme.

 

„ Jeder, egal wie alt, egal wie gebildet, egal was, kann Opfer eines Trickbetrugs werden. “

THOMAS SCHNEEWEISS
stv. Assistenzbereichsleiter Kriminalprävention im Landeskriminalamt Niederösterreich

Schwierige Aufklärungsarbeit
Im vergangenen Jahr gab es einen starken Anstieg im Bereich der Internetkriminalität von 46.179 angezeigten Delikten im Jahr 2021 auf 60.195 im Jahr 2022.1 Die Täter sitzen meist im Ausland, zumindest die Köpfe der Banden, die hochkomplex organisiert sind. Die eigentlichen Taten werden von oft unwissenden Personen ausgeführt, die speziell für diese Strafhandlungen angeworben werden. „Sowohl die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kriminalprävention als auch die Ermittlerinnen und Ermittler der Betrugsgruppe werden laufend geschult und informiert“, erklärt Reinhard Zimmermann, Vorsitzender der GÖD-Polizeigewerkschaft. Es findet ein reger Erfahrungsaustausch statt und es werden immer wieder Sonderkommissionen gebildet, wie z.B. FaPo (Falscher Polizist) im LKA Niederösterreich oder ToSo (Tochter/Sohn-Betrug) im LKA Oberösterreich. „Natürlich arbeitet die Polizei über Europol und Interpol auch mit anderen Polizeibehörden zusammen. Das Problem ist aber, dass die Strafbarkeit eines Betrugsdeliktes im Ausland völlig anders sein kann als in Österreich. Das heißt, was in Österreich strafbar ist, muss in einem anderen Land nicht unbedingt auch strafbar sein, sodass die dortigen Polizeibehörden unter Umständen gar keine Ermittlungsschritte setzen können“, so Zimmermann. Das heißt: Es gibt gute Polizeikooperationen, auch inter-national, aber man sollte sich eigentlich nur auf den österreichischen Rechtsraum wirklich verlassen. Und auch hier kann es leider sein, dass ein Geschädigter bzw. eine Geschädigte das verlorene Geld nie mehr zurückbekommt. „Besser wäre es daher, gar nicht erst Opfer zu werden. Also lieber vorher nachdenken, als hinterher zu überlegen, was zu tun ist“, meint dazu Experte Schneeweiss. Unter der Prämisse „Die beste Straftat ist die, die im Vorfeld verhindert werden konnte“ wird auf Basis laufender Evaluierungen dem engen Kontakt und der Aufklärungsarbeit mit den betroffenen Bevölkerungsgruppen ein hoher Stellenwert eingeräumt.

1 bundeskriminalamt.at/501/files/2023/PKS_Broschuere_2022.pdf

 

„ Sowohl die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kriminalprävention als auch die Ermittlerinnen und Ermittler der Betrugsgruppe werden laufend geschult und informiert. “

REINHARD ZIMMERMANN, Vorsitzender der GÖD-Polizeigewerkschaft

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