18.11.2025

IMAS-Studie 2025

„Wie Österreich den Öffentlichen Dienst sieht – und was er leistet"

Das Meinungsforschungsinstitut IMAS erhob im Juni im Auftrag der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst die Stimmung der Bevölkerung zum Öffentlichen Dienst sowie zu zentralen Fragen rund um das Staatswesen.

Dieser Beitrag stammt aus dem GÖD-Magazin 6/2025
Autorin: Laura Ari

Der Öffentliche Dienst ist das verlässliche Rückgrat des Staates – ein tragendes Fundament für Sicherheit, Stabilität und eine hohe Lebensqualität. Seine Bediensteten sorgen tagtäglich dafür, dass Österreich funktioniert: von der Gesundheitsversorgung über Bildung, Sicherheit und Verwaltung bis hin zu unzähligen Serviceleistungen, die für viele selbstverständlich erscheinen, es aber keineswegs sind. Die aktuelle, repräsentative IMAS-Studie im Auftrag der GÖD macht deutlich, wie hoch die Wertschätzung in der Bevölkerung für den Öffentlichen Dienst ist. 
Diese seit 2019 jährlich durchgeführte Befragung ist nicht nur eine Momentaufnahme, sondern Teil einer kontinuierlichen Analyse, die Entwicklungen und Veränderungen im öffentlichen Stimmungsbild sichtbar macht. Sie dient als wichtiger Kompass für Politik, Verwaltung und Gewerkschaften. Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche – von der Corona-Pandemie bis zu den wirtschaftlichen Herausforderungen infolge globaler Krisen – zeigt sich, wie stabil das Vertrauen in den Öffentlichen Dienst geblieben ist.

Lebensqualität in Österreich – die Rolle des Öffentlichen Dienstes

Drei von vier Befragten vergeben für die Lebensqualität in Österreich die Bestnote 1 oder 2. An erster Stelle steht die Natur und Umwelt, dicht gefolgt von Demokratie und Gesundheitsversorgung – letztere eindeutig Bereiche, in denen der Öffentliche Dienst eine Schlüsselrolle spielt. Diese Bereiche sind nicht nur strukturell wichtig, sondern prägen den Alltag jeder und jedes Einzelnen spürbar. Die insgesamt hohe Zufriedenheit ist ein Indiz dafür, dass die staatlichen Leistungen in vielen Feldern verlässlich und bürgernah erbracht werden – und dass die Menschen den Institutionen zutrauen, auch künftige Herausforderungen souverän zu bewältigen.
Auf die Frage nach einer spontanen Assoziation zum Begriff „Öffentlicher Dienst“ nennen die meisten zuerst Beamte, Polizei, Verwaltung, Gesundheits- und Bildungswesen. Diese klare Verbindung zeigt: Der Öffentliche Dienst ist nicht nur sichtbar, sondern prägt entscheidend das tägliche Leben in Österreich. Die Mehrzahl der Befragten hält den Öffentlichen Dienst für „wichtig“ bis „sehr wichtig“ (Note 1 oder 2) für die Lebensqualität im Land. 
Besonders stark ist der positive Einfluss, wenn Menschen direkten Kontakt zu engagierten und kompetenten Bediensteten haben – sei es in medizinischen Einrichtungen, in der Kinderbetreuung, in Schulen oder bei der Unterstützung durch Sozialleistungen. Solche Begegnungen verstärken die Wertschätzung für die Arbeit im Öffentlichen Dienst erheblich.

Image und Berufsbild – Verantwortung, Kompetenz und Engagement

Die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst werden von der Bevölkerung vor allem als verantwortungsvoll, kompetent, hilfsbereit und zuverlässig wahrgenommen. Dieses Bild spiegelt die hohe Professionalität wider, mit der die Bediensteten ihre Aufgaben erfüllen – oft unter herausfordernden Bedingungen. Allerdings wird der Öffentliche Dienst an zweiter und dritter Stelle auch als „überfordert“ und „überlastet“ wahrgenommen – ein deutlicher Hinweis auf Personalmangel und steigende Aufgaben. Zwar ist den Befragten die hohe Arbeitsbelastung bewusst, doch dominiert das Bild einer engagierten und verlässlichen Berufsgruppe, die das Gemeinwohl über persönliche Interessen stellt.

Belastungen im Berufsalltag – Herausforderungen meistern

Die Studie verdeutlicht, dass die Bevölkerung durchaus ein Bewusstsein für die Herausforderungen im Öffentlichen Dienst hat:

  • Umfang und Komplexität der Gesetze und Richtlinien (37 % „große Schwierigkeit“)
  • Zeitdruck bei der Bearbeitung von Anliegen (37 %)
  • Personalmangel (33 %)
  • Sparzwang der öffentlichen Hand (33 %)

Trotz dieser Rahmenbedingungen gelingt es den Beschäftigten, ihre Leistungen auf hohem Niveau zu erbringen. Dies ist Ausdruck eines ausgeprägten Pflichtbewusstseins und der Bereitschaft, sich für das Funktionieren des Staates einzusetzen. Weniger häufig als „große Schwierigkeit“ genannt werden Faktoren wie geringere Bezahlung im Vergleich zur Privatwirtschaft oder begrenzte Karrierechancen – was zeigt, dass Aspekte wie der Sinn der Arbeit, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie gleiches Gehalt für Frauen ebenso wichtig erscheinen wie materielle Rahmenbedingungen.

Eine Berufsentscheidung mit Sinn und Zukunft

Obwohl sich nur etwa jede fünfte Person vorstellen kann, selbst in den Öffentlichen Dienst zu wechseln, ist es vielen der derzeit Beschäftigten wichtig, einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Die Berufswahl wird häufig nicht nur als Arbeitsplatzentscheidung, sondern als bewusste Entscheidung für den Dienst am Gemeinwohl verstanden. Dennoch darf nicht außer Acht gelassen werden, dass bei jenen, die bereits im Öffentlichen Dienst tätig sind, 18 % ihre Berufswahl wiederholen würden, wenn sie nochmals wählen könnten; 58 % hingegen würden sich für die Privatwirtschaft entscheiden. Auch dies sollte ein Signal für Arbeitgeber und politisch Verantwortliche sein.

Vertrauen in Institutionen und Demokratie

Demokratie wird von den meisten Befragten vor allem mit dem Wahlrecht und der Meinungsfreiheit verbunden – Grundpfeiler, die in Österreich hohes Vertrauen genießen. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung vertraut Krankenhäusern und ihrem Personal sehr. Auch Universitäten und Schulen, Polizei, Verfassungsgerichtshof, Arbeiterkammer, Gerichte und Bundesheer stehen im Vertrauensranking weit oben. Beim Vertrauen in zentrale Institutionen schneiden die Sozialpartner am besten ab: 47 % der Befragten bekunden ein sehr hohes Vertrauen in die Arbeiterkammer, 37 % in die Gewerkschaften und 35 % in die Wirtschaftskammer. Auch das Amt des Bundespräsidenten genießt mit 22 % eine solide Zustimmung. Deutlich niedriger liegt dieser Wert beim Nationalrat, dem lediglich 8 % starkes Vertrauen entgegenbringen. Besonders kritisch wird das Parteiensystem gesehen: Ein Drittel der Befragten (33 %) gibt an, politischen Parteien überhaupt nicht zu vertrauen, und 2 % vertrauen der Bundesregierung gar nicht.

Österreichs Ausgaben – wo soll gespart werden?

Die IMAS-Umfrage zeigt deutlich, wo die Bevölkerung beim Sparen ansetzen würde – und wo nicht: Während knapp ein Viertel (24 %) dafür plädiert, die Ausgaben für staatliche Pensionen auszubauen, sprechen sich 8 % positiv für eine Stärkung der Unterstützung sozial Benachteiligter und von Maßnahmen zur Armutsbekämpfung aus. Deutlich zurückgefahren sehen die Befragten hingegen die Finanzierung der Politik – 68 % wollen die Mittel für Parteien und Politiker reduzieren. Die Ergebnisse verdeutlichen die hohe Bedeutung sozialer Sicherheit einerseits und eine spürbare Skepsis gegenüber den Ausgaben für die Parteienlandschaft andererseits.

Pensionssystem – Skepsis und Perspektiven

38 % der Befragten gehen davon aus, dass es bei ihrem eigenen Pensionsantritt noch eine staatliche Pension in der heutigen Form geben wird. Unter Personen mit Matura oder Universitätsabschluss liegt dieser Wert mit 46 % deutlich höher. Dennoch besteht die Erwartung, dass das Pensionssystem in angepasster Form erhalten bleibt.

Arbeiten in der Pension

Ein Viertel der Österreicher:innen ab 16 Jahren kann sich vorstellen, über das gesetzliche Pensionsalter hinaus zu arbeiten oder tut dies bereits.

Fazit: Ein unverzichtbarer Partner

Der Öffentliche Dienst ist und bleibt eine tragende Säule des Landes. Seine Beschäftigten genießen hohes Vertrauen, erbringen tagtäglich unverzichtbare Leistungen und tragen maßgeblich zur Lebensqualität, Sicherheit und Stabilität bei – etwa 83 % der Befragten sind der Meinung, dass der Öffentliche Dienst wichtig für die Lebensqualität in Österreich ist. Die Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes sind nicht nur Garanten für funktionierende Strukturen, sondern auch aktive Gestalter einer solidarischen, demokratischen und lebenswerten Gesellschaft. Damit dies auch in Zukunft der Fall ist, muss sich die Dienstgeberseite in Sachen Attraktivierung der Jobs aber wohl mehr einfallen lassen als in der Vergangenheit. Denn so groß die Wertschätzung für den Öffentlichen Dienst auch ist, die Zahl derer, die selbst als öffentlich Bedienstete diese Leistungen erbringen möchten, ist eher im Sinken begriffen. Die Vorschläge der GÖD liegen dazu auf dem Tisch.

Forschungsdesign
• Ziel: Erhebung des Meinungs- und Stimmungsbilds der österreichischen Bevölkerungzum Öffentlichen Dienst im Langzeitvergleich (2019–2024)
• Methode: Persönliche Interviews (face-to-face) im Rahmen einer Mehrthemen-Umfrage (MTU/Omnibus)
• Stichprobe: n = 1.023 Personen ab 16 Jahren, repräsentativ für Alter, Geschlecht und Region
• Schwankungsbreite: ± 3,1 Prozentpunkte bei 95,45 % Signifikanzniveau
• Erhebungszeitraum: 4.–25. Juni 2025