01.03.2023

Nachwuchswerbung in Zeiten des Generationenwechsels

Worauf achten Nachwuchs- und Fachkräfte bei ihrer Jobsuche? Wie die Sozialen Medien den Wechselwillen und die Spontanität bei der Jobsuche beeinflussen.

von Anja-Therese Salomon, MSc (WU)

 

Der Öffentliche Dienst steht vor einer Herkulesaufgabe. Neben der enorm angespannten Personalsituation drängt die bevorstehende Pensionierungswelle auf eine vorausschauende Personalpolitik. Denn der Nachwuchskräfteanteil im Öffentlichen Dienst (unter 35) ist mit rund 26 Prozent äußerst gering1. Im Wettbewerb um die Gewinnung der besten Nachwuchs- und Fachkräfte muss der Öffentliche Dienst attraktiver werden. Doch was erwarten sich die BewerberInnen bei der Auswahl ihres Dienstgebers? Und auf welchen Plattformen findet die Jobsuche heutzutage statt? Diesen Fragen widmete sich eine aktuellen Studie „Randstad Employer Brand Research 2022“ mit einer Gesamtstichprobe von 3.682 TeilnehmerInnen zwischen 18 bis 65 Jahren in Österreich. Sie gelangt zu folgenden wesentlichen Ergebnissen:

  • Attraktive Bezahlung sowie Sozialleistungen gelten bei der Suche als die wichtigsten Auswahlkriterien. Dass die Kolleginnen und Kollegen – heutige als auch zukünftige – die monetäre Wertschätzung bekommen, die sie verdienen, ist demzufolge bei der Nachwuchswerbung evident.
  • Dahinter reihen sich Faktoren wie Arbeitsplatzsicherheit und Arbeitsklima. Dass Kriterien wie etwa Beständigkeit, ein sicherer Arbeitsplatz und finanzielle Sicherheit ganz oben stehen, ist in Österreich im europäischen Vergleich überdurchschnittlich hoch.
  • Work-Life-Balance sowie Karriereaussichten und die Option auf Fernarbeit sind vor allem bei Frauen und Personen mit höherem Bildungsstand maßgeblich.
  • Analoge Stellenanzeigen haben längst ausgedient. Die Top-fünf-Plattformen für die Jobsuche sind laut diesen Studienergebnissen: persönliche Kontakte (28 %), digitale Jobportale (24 %), AMS (21 %) und Google (20 %).

Die Sozialen Medien (13 %) werden im Übrigen häufiger von Frauen (17 %) und von unter 25-Jährigen (24 %) genutzt, um bspw. auf Facebook nach Jobanzeigen zu suchen – Tendenz steigend. Was können wir aus diesen Studienergebnissen für den Öffentlichen Dienst ableiten? Der öffentliche Dienst muss sich als attraktiver und offensiver Dienstgeber präsentieren. Neben der Höhe der Anfangsbezüge sowie der weiteren Bezugsentwicklung und der Berücksichtigung von Karrierechancen braucht es entsprechende dienstrechtliche Rahmenbedingungen. Diese müssen eine angemessene Work-Life-Balance als auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen. Gleichzeitig braucht es ein umfassendes Wissensmanagement sowie altersgerechte Arbeitsplätze und Arbeitszeitmodelle für ältere Kolleginnen und Kollegen. Nur so können wir der demografischen Entwicklung Rechnung tragen und nur so kann der Generationenwechsel gelingen.

 


1 Personalbericht des Bundes 2022, oeffentlicherdienst.gv.at/publikationen/PJB_Publikation_2022.pdf?8u2ixz S. 74