10.02.2023

Pistenzauber? Nicht für alle

In der Skisaison ist das Personal in den Kliniken besonders gefordert.

Die Situation in der Klinik sei heuer wieder „wie vor Corona“, berichten die Kolleginnen und Kollegen ihrem Betriebsrat Rupert Gruber. Die Skisaison lief in den Weihnachtsferien nach zwei Jahren Pandemie wieder voll an. Ab 14 Uhr bis in die Nacht hinein kommen vermehrt Patientinnen und Patienten von der Piste ins Spital. „Im Winter verzeichnen wir rund 50 Prozent mehr Unfälle als im Sommer. Die Ambulanz ist dadurch extrem belastet, aufgenommen werden alle“, berichtet Betriebsrat Gruber, Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger an der Landesklinik Tamsweg in Salzburg. Während der Wintersportsaison kann nur Akutes behandelt werden, geplante Operationen müssen verschoben werden. Diese Weihnachtsferien kam zu den wieder vielen Touristen und Corona auch noch die Grippe-Welle dazu. „Wir müssen Influenza-Patienten isolieren, dadurch wird die Situation noch angespannter, denn dazu müssen wir beispielsweise ein Mehrbettzimmer in ein Ein-Bett-Isolationszimmer umfunktionieren.

Bei zehn Influenza-Infektiösen sind dann 10 Zimmer blockiert“, erklärt Gruber. Um herauszufinden, ob es sich um COVID-19 oder Influenza handelt, wird ein Abstrich gemacht, der gleich auf beides untersucht wird. „Extrem viel Durchlauf“ gäbe es heuer in den Winterferien – bedeutet, sehr viele Patientinnen und Patienten, die nur kurze Zeit in der Klinik verbringen, um dann schnellstmöglich (soweit medizinisch möglich) in ihr Heimatspital überstellt zu werden. Das Spitalspersonal bemerkt allerdings einen gewissen „Kreislauf“ – Patienten aus der Umgebung kommen oftmals wieder, nachdem sie rasch aufgrund des Betten- und Personalmangels entlassen wurden. „Unser tatsächlicher Personalstand beträgt zehn Vollzeit-Bedienstete in der Ambulanz, benötigen würden wir zwölf“, so Betriebsrat Gruber, der seit knapp 20 Jahren an der Klinik Tamsweg tätig ist. „Der Stellenplan der Pflege ist voll, aber wir benötigen mehr Personal, da sich seit der Erstellung des Planes im Jahr 2016 die Situation geändert hat.“

Ständige Überstunden und keine Verbesserung der Arbeitssituation über lange Zeit machen sich bemerkbar: Junge Ausgebildete bleiben nicht im Job, bisherige Mitarbeiterinnen kämen nicht mehr aus der Karenz, da sich häufiges Einspringen und Überstunden nicht mit der Kinderbetreuung organisieren lassen (und es gibt keinen Betriebskindergarten). Jene, die noch geblieben sind, fühlen sich ausgenützt – „von Menschen, die in einem sozialen Beruf arbeiten, wird oft angenommen, dass sie jene, die sie betreuen, nicht im Stich lassen“, gibt der Betriebsrat seine und die Erfahrungen seiner Kolleginnen und Kollegen im Spital weiter. Ob es einen Lichtblick gäbe? „Der Pflegeberuf ist ein schöner Beruf – man hilft Menschen und bekommt viel zurück. Viele bedanken sich, wenn sie wieder gesund nach Hause gehen können.“ Doch das allein sei nach all den Jahren der Einsparungen zu wenig – die Politik ist dringend gefordert, dem Gesundheitspersonal die notwendige Unterstützung – von mehr Personal über mehr Lohn bis zu besseren Arbeits- und Ausbildungsbedingungen – zukommen zu lassen.

Dieser Beitrag stammt aus dem GÖD-Magazin 1/2023.