24.03.2022

Flink und fit

Fahrradfahren im Öffentlichen Dienst ist längst nicht mehr „exotisch“, sondern wird seit Jahren forciert. Immer mehr Wege werden mit dem Rad zurückgelegt, von Arbeitswegen bis hin zu Dienstfahrten. Dienstrad statt -wagen lautet die Devise: Schnell, fit und gesund – und dabei der Umwelt etwas Gutes tun.

von Mag. Laura Ari
"Wenn ich mit unserem Faltrad unterm Arm in eine Besprechung komme, hinterlässt dies gleich Eindruck – und zeigt, dass Dienstfahrten mit dem Rad in Kombination mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut möglich sind“, erzählt Christian Hummer, Radverkehrsbeauftragter des Landes Oberösterreich. 2008 wurde im Rahmen des Oberösterreichischen Gesamtverkehrskonzeptes die Position eines „Radverkehrsbeauftragten“ erstmals ausgeschrieben. Hummer bewarb sich erfolgreich und rief 2009 die Aktion „Oö. Landesdienst fährt Rad“ ins Leben. Ziel der Aktion ist es bis heute, einerseits KollegInnen, die bereits mit dem Rad beruflich unterwegs sind, Wertschätzung entgegenzubringen und andererseits neue zum Radfahren zu motivieren. „Mit unserem Radlerfrühstück bedanken wir uns bei jenen, die schon mit dem Rad unterwegs sind. Wichtig ist, dass der Spaß dabei im Vordergrund steht – Teamspirit und tolle Preise sorgen für noch mehr Freude am Radeln“, erzählt der begeisterte Radfahrer Hummer.

Auch Dr. Peter Csar, Landesvorsitzender der GÖD Oberösterreich und Obmann des oberösterreichischen Landespersonalausschusses, erinnert sich an die Anfänge: „Der Beginn der Aktion ‚Oö. Landesdienst fährt Rad‘ startete damit, dass Radfahren durch kleine Wettbewerbe und Anreize unter der Kollegenschaft ein beliebtes Thema wurde – lebendige Gespräche darüber, wer die meisten Kilometer oder an wie vielen Tagen man im Jahr gefahren ist, wurden geführt. Die Preise wurden dann bei unserem Gesundheitstag in einer Feierstunde übergeben. Erfreulich war, dass immer mehr Kolleginnen und Kollegen daran teilnahmen.“

Seit 2019 wird die Aktion „Oö. Landesdienst fährt Rad“ über „Österreich radelt“ abgewickelt. So hatten z. B. beim „Winterradeln“ der Aktion „Österreich radelt“, die von November 2021 bis Februar 2022 stattfand, alle TeilnehmerInnen wöchentlich die Chance auf den Hauptpreis, einen Thermenbesuch für zwei Personen. Dieser Bundespreis wurde von klimaaktiv mobil, der Initiative des Bundesministeriums für Klimaschutz, zur Verfügung gestellt. Ab 20. März startet die Hauptaktion 2022, zu gewinnen gibt es z. B. E-Bikes, Falträder oder Radzubehör. Teilnehmen können alle RadlerInnen in Österreich, egal ob man für Bundesland, Heimatort, Arbeitgeber, Verein oder Schule radelt.

„Ich möchte ermöglichen, dass sowohl die Anreise in die Arbeit als auch die kurzen Strecken zwischen den Dienststellen in Linz mit dem Rad absolviert werden können. Daher soll die nötige technische Infrastruktur im oberösterreichischen Landesdienst dafür weiter ausgebaut werden.“


Dr. Peter Csar, Landesvorsitzender der GÖD Oberösterreich und Obmann des oberösterreichischen Landespersonalausschusses

Von alten Waffenradeln bis zum Pool an Diensträdern
Auch Theresia Poleschovsky, die seit 1991 im Landesdienst tätig und seit einem Jahr Vorsitzende der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst in der OÖ Landesverwaltung ist, kennt die Aktion „Oö. Landesdienst fährt Rad“ von Beginn an. Sie und zwei ihrer damaligen Kollegen der IT-Abteilung nahmen als Dreier-Team daran teil und trugen fleißig ihre gefahrenen Kilometer ein. „Die Aktion war ein voller Erfolg, die Kolleginnen und Kollegen motivierten sich gegenseitig zum Mitmachen – mit dem Rad in die Arbeit zu fahren war nicht mehr ungewöhnlich, sondern etwas Tolles“, erinnert sich die engagierte Gewerkschafterin. Es gab damals schon KollegInnen, die mit dem Rad unterwegs waren, aber durch diese Aktion erfuhren sie Wertschätzung, auch die Abschlussveranstaltungen mit den schönen Preisen wirkten sich positiv auf das Image des Radfahrens aus. Heute radeln bestimmt mehr MitarbeiterInnen in die Arbeit als damals, meint Theresia Poleschovsky – doch „Diensträder“ gibt es schon viel länger am Amt der Oberösterreichischen Landesregierung. Die heutige Vorsitzende erinnert sich noch an die „alten Waffenradeln“, mit denen die Bediensteten vom Landhaus oder Amtsgebäude zu den dislozierten Dienststellen fuhren. Damals, noch vor dem Neubau des Amts der Oberösterreichischen Landesregierung beim Linzer Hauptbahnhof, waren die Dienststellen sehr „zersplittert“. Das Rad wurde einfach als praktisches Fortbewegungsmittel gesehen – Sport, Gesundheit oder Klimaschutz waren nicht ausschlaggebend. Heute werden die Diensträder zentral vom Gebäude- und Beschaffungsmanagement des Amts der Oberösterreichischen Landesregierung eingekauft. „Den Kolleginnen und Kollegen steht ein Pool an Diensträdern zur Verfügung, einige wenige Dienststellen greifen auf zugewiesene Räder zurück“, weiß Theresia Poleschovsky. Derzeit sind im Oberösterreichischen Landesdienst insgesamt 74 Dienstfahrräder (davon 17 Stück bei den Bezirkshauptmannschaften) im Einsatz. Nicht nur „normale“ Räder, sondern auch E-Bikes oder Lastenfahrräder zählen zur Dienstrad-Flotte. Sie alle wurden vom Dienstgeber zur Verfügung gestellt und sind Eigentum des Landes Oberösterreich. Dr. Peter Csar, GÖD OÖ-Landesvorsitzender, konnte in seiner Funktionsperiode bisher erreichen, dass „insbesondere im Landhaus und im neu errichteten Landesdienstleistungszentrum Dusch- und Umkleidemöglichkeiten sowie Abstellplätze und -räume geschaffen wurden. Teilweise gibt es diese auch in Dienststellen außerhalb von Linz.“

Markus Larndorfer, Obmann des Dienststellenausschusses beim Amt der Oberösterreichischen Landesregierung und Vorstandsmitglied der GÖD, analysiert den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang folgendermaßen: „Mobilität, Klima und Gesundheit sind drei gewerkschaftliche Megathemen, in deren Schnittpunkt das Fahrrad einen gemeinsamen Lösungsansatz darstellt. Für den Öffentlichen Dienst darf Fahrradmobilität somit nicht länger ein Randthema sein. Die Gesellschaft ist da schon weiter und in Zukunft wird Fahrradfreundlichkeit zu den Basics eines attraktiven Arbeitgebers gehören.“ Theresia Poleschovsky konnte die Entwicklung des Einsatzes der Diensträder beim Landesdienst seit den 1990ern mitverfolgen. Als sie begonnen hat, gab es in der damaligen Abteilung zwei „Amtsräder“. Sechs Jahre lang war sie Personalvertreterin, bevor sie 2012 zur Funktionärin im Landespersonalausschuss und 2015 zur Vorsitzenden der Frauen in der GÖD Oberösterreich gewählt wurde. Im Februar 2021 wurde mit ihr die erste Frau zur Vorsitzenden der GÖD in der Oberösterreichischen Landesverwaltung gewählt. Das hundertprozentige Vertrauen, das die Kolleginnen und Kollegen in sie setzen, sieht sie als besonders wertvoll und als ihren Auftrag an, sich für sie einzusetzen.

Mobilität, Klima und Gesundheit sind drei gewerkschaftliche Megathemen, in deren Schnittpunkt das Fahrrad einen gemeinsamen Lösungsansatz darstellt.

 - Markus Larndorfer, Obmann des Dienststellenausschusses beim Amt der Oberösterreichischen Landesregierung und Vorstandsmitglied der GÖD

Theresia Poleschovsky und der Radverkehrsbeauftragte Christian Hummer wissen von ihren Kolleginnen und Kollegen, was sie brauchen, wenn sie mit dem Rad statt dem Auto in die Arbeit oder zu Terminen fahren: Eine gute Infrastruktur, die sich durch Dusche, Umkleide, Spind und einen sicheren Radabstellplatz auszeichnet. Dafür setzen sie sich ein und konnten bereits viel erreichen. Die Personalvertretung im oberösterreichischen Landesdienst führt aktuell Gespräche für neue „Rad-Servicestationen“ mit Luftpumpe und Werkzeug für kleinere Reparaturen für die Fahrräder der MitarbeiterInnen. Bereits vorhandene Servicestationen sollen erweitert und verbessert werden.

„Die Kolleginnen und Kollegen wenden sich an uns, die Personalvertretung – und wir versuchen umzusetzen, was möglich ist. Generell wird Radfahren vonseiten des Dienstgebers positiv gesehen“, berichtet Theresia Poleschovsky. Radfahren ist auch ein wichtiger Bestandteil des Projektes „Gesund“ der Gesundheitsförderung des Landes Oberösterreich. „In den vergangenen zwei Jahren konnten wir unseren Gesundheitstag aufgrund der Pandemie leider nicht veranstalten – wir hoffen, dass dies in Zukunft wieder möglich sein wird“, so Poleschovsky. Der „Gesundheitstag“ gestaltete sich wie eine Messe, die MitarbeiterInnen konnten sich von verschiedensten Ausstellern zum Thema Gesundheit beraten lassen bzw. Services oder Produkte in Anspruch nehmen. Auch die genannte Aktion „Oö. Landesdienst fährt Rad“ von Christian Hummer war mit Fahrrad-Check und Radlerfrühstück vertreten.

Doch die Corona-Krise ließ nicht nur Veranstaltungen wie den Gesundheitstag ins Wasser fallen, sondern zieht auch seit über zwei Jahren „Manpower“ – Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in persona – ab oder streicht ihre zeitlichen Kapazitäten für Projekte, die nicht in aller Dringlichkeit erledigt werden müssen. „Durch den Einsatz im Contact Tracing fehlen die Kolleginnen und Kollegen entweder ganz für bestimmte Bereiche oder sind mehrfach belastet“, weiß die GÖD-Vorsitzende der OÖ Landesverwaltung Theresia Poleschovsky.


Die gesamte Reportage finden Sie in unserem Online-Magazin von März 2022.