14.05.2021

Prolongiert.Coronapandemie. Frauenblickwinkel.

Die nun seit über einem Jahr andauernde, außergewöhnliche und sehr fordernde Zeit der Pandemie zeigt auch die Defizite von Fairness im privaten und familiären „Miteinander“.

Von: Monika Gabriel: GÖD-Vorsitzenden- Stellvertreterin und Bereichsleiterin der GÖD-Frauen

 

Erwerbstätigkeit ist ein Schlüssel zur Unabhängigkeit, sozialer Absicherung und Vermeidung von Altersarmut. Österreich weist im internationalem Vergleich eine hohe Teilzeitquote auf. Homeoffice am Esszimmertisch – Kaffee und Wasser griffbereit. Mein Mann sitzt im Kabinett, ebenfalls im Homeoffice. Der Geschirrspüler arbeitet. Alexa macht dort Licht,wo wir’s gerade benötigen, das Handy läutet, Mails und WhatsApp-Nachichten treffen in kurzen Zeitintervallen ein. Die Erdäpfel fürs Abendessen kochen nebenbei am Herd. Mein Handyterminkalender erinnert mich, dass die nächste Videokonferenz in 15 Minuten beginnt … ich arbeite an diesem Artikel weiter … Kommt Ihnen von meiner Einleitung einiges bekannt vor? Ja – auch „solche Umstände“ verbinden „uns miteinander“. Diese Zeit der Pandemie wirkt auf unsere Gesellschaft wie eine Lupe: „Stärken und Schwächen werden deutlich sichtbar. Wie viel an Vertrauen und Misstrauen in Beziehungen angelegt sein mag, wie viel Gewalt oder Zärtlichkeit das Leben auf engstem Raum bestimmt, wird durch diese Krise lediglich grell markiert“, kommunizierte vor einigen Wochen der österreichische Philosoph Konrad Paul Liessmann. Ab und an hört man auch eine neue Wortkreation: MÜTEND (müde und wütend). Die seit über einem Jahr andauernde Ausnahmesituation bringt uns alle in seltsame Stimmungslagen. Dennoch liegt es an mir selbst, ob und in welche Stimmungslage ich mich begebe (Eigenverantwortung gilt auch hierfür). Positive Gedanken und sich an den schönen Dingen des Lebens zu erfreuen – z. B. Frühlingserwachen, Sonnenschein, immerhin noch spazieren gehen zu dürfen/können u. Ä. m. – sind meine motivierenden Energiespender, damit ich nicht in die aufkeimende „mütende“ Stimmungsschwankung abgleite. Darüber hinaus bin ich sehr dankbar, noch im Vollerwerb zu sein, denn Erwerbstätigkeit (vor allem im Öffentlichen Dienst!) an sich ist ein Schlüssel zur Unabhängigkeit, sozialer Absicherung und Vermeidung von Altersarmut. Außerdem schätze ich die sinnerfüllende Arbeit für viele Kolleginnen und Kollegen der großen und mitgliederstarken GÖD-Gemeinschaft. In unserer GÖD-Gemeinschaft gibt es 55,95 Prozent weibliche Mitglieder. Viele unserer Öffentlich Bediensteten KollegInnen haben sich für die Teilzeitarbeit (sehr oft aus familiären Gründen) entschieden. Teilzeit auf Zeit ist sicherlich eine sehrgute Möglichkeit, Familienarbeit und Berufstätigkeit einigermaßen gut zu vereinbaren. Dennoch sollte jede und jeder bedenken, dass sich eine lange Teilzeitphase in der Pension „finanziell rächt“ und zu einer Pensionsarmutsfalle werden kann. In dieser „Falle“ sitzen Frauen wesentlich häufiger als Männer, denn auf sie geht die mit 47 Prozent im internationalen Vergleich hohe Teilzeitquote in Österreich mehrheitlich zurück (Zitat von IHS-Experten Helmut Hofer, derStandard.at, 16. März 2021). Im Öffentlichen Dienst sieht es etwas anders aus, aber auch hier ist die Teilzeitarbeit bei Frauen wesentlich höher: Frauen sind mit 31,6 Prozent deutlich häufiger teilbeschäftigt als Männer mit 6,5 Prozent.* Insgesamt hat sich unsere Arbeitswelt in vielen Berufsbereichen verändert – leider auch das soziale Leben und somit auch viele sehr liebgewonnene und besonders angenehme Lebensumstände. Dennoch lebe ich in und mit der Hoffnung, dass diese Pandemie durch die Impfmöglichkeiten zumindest eingedämmt oder irgendwann beendet werden kann. Ich bin aber auch davon überzeugt, dass gewisse Hygienemaßnahmen noch lange aufrechterhalten werden müssen. Auch daran werden wir uns gewöhnen und versuchen, das Beste daraus zu machen, das wünsche ich Ihnen sehr. l

Ihre
Monika Gabriel
Rückmeldungen bitte an: monika.gabriel@goed.at

Erschienen im GÖD-Magazin 03/21

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